Gemischter Chor
Der Gemischte Chor wurde offiziell erst im Jahre 1992 gegründet. Er bestand in loser und inoffizieller Form aber bereits seit Jahrzehnten. In der Regel wurde er einberufen, wenn Not an Frau war. Also wenn ein Theaterstück oder ein Singspiel mit weiblicher Beteiligung aufgeführt wurde. Folgende Auszüge belegen diese lose Gemeinschaft:
1942: „Der Präsident telit mit, dass der für das vorgesehene Theaterstück (J schwäre Zyte) zu bildende Chor bald beieinander sei.“
1943: „Der Präsident regt an, man könnte unsere Theatermeitscheni, mit denen wir gesanglich und punkto Theater (von andern angenehmen Dingen gar nicht zu reden) so gute Erfahrungen gemacht haben, in gewissen kürzeren Zeitabständen, z.B. alle 14 Tage zu einer gemischten Chor-Übung einladen. Das wird allseitig begrüsst und wenn möglich werden wir noch weitere Töchter dazu einladen.“
Bis 1949 schien aber keine Gemischt Chor-Probe stattgefunden zu haben. erst dann ersuchte der Präsident die Sänger, die Frauen und Töchter für das gewählte Festspiel „Mir Lüt ab em Land“ mitzubringen. Die Chorgemeinschaft bestand bis 1950 und man sang gemeinsam an der 1. August-Feier.
Ab September 1950 wurden die Proben des Gemischten Chores eingestellt, da die Proben nur noch schwach besucht waren.
Von 1951 bis 1963 finden sich keine Aufzeichnungen über den „Gemischten Chor“. Dann wurde Toffen zur Durchführung eines Amtssängertages erkoren und damit wurden auch wieder die Stimmen nach einem Gemischten Chor laut. Der Sekretär Gottlieb Künzi schrieb am 14. März 1963: „ Vorstandssitzung des Organisationskomitees Sängertag: Mit der Gründung des geplanten Gemischten Chores für vorgenannten Anlass soll an sämtliche Familien der Gemeinde ein Einladungsschreiben gesandt werden. 350 Exemplare sind verteilt worden“. (Anmerkung : Heute sind es deren Haushaltungen.
Nach Anfangsschwierigkeiten und nachheriger persönlicher Werbung erschienen doch 23 Frauen. Am Amtssängertag 1963 in Toffen konnte dieser „inoffizielle“ Gem. Chor prächtigen Beifall ernten. Nach dem Sängertag wurde beschlossen, bis auf weiteres jeden Monat wenigstens eine gemeinsame Übung abzuhalten. Dann kamen 1963 und an der HV 1964 Vorschläge auf, wonach ein Frauenchor mit eigener Verwaltung und Kasse zu gründen sei. „So könnte man bei Anlässen immer zusammenspannen.“ Dazu kam es aber nicht. Bis 1975 blieb es still um den Gemischten Chor. Im Oktober 1975 taten sich Männerchor und Samariterverein für ein Theater, „Vorhär u nachhär“, und für ein Konzert zusammen. Mann brauchte also wieder einmal Frau und so wurde ein Gemischter Chor aus den Reihen des Männerchores und des Samaritervereins zusammengestellt. Dieser Anlass war nun wirklich Ausgangspunkt für eine lange Gemischt Chor-Gemeinschaft, die als Krönung in der offiziellen Gründung des Gemischten Chors gipfelte. Eine Abstimmung unter den Frauen ergab, dass kein offizieller Gem. Chor gegründet werden sollte. Die beiden Chöre sangen nun abwechslungsweise alle 14 Tage. An der Hauptversammlung von 1978 wurden schliesslich die folgenden Beschlüsse gefasst:
1. Der Männerchor ist wie bisher weiterzuführen.
2. Alle 14 Tage wird „Gemischter Chor“ geprobt.
3. Die Sängerinnen des „Gem. Chores bezahlen freiwillig einen Beitrag an den Männerchor.
4. Bei Beschlüssen, die den Gem. Chor betreffen, haben auch die Sängerinnen Stimmrecht.
5. Bei Reisen oder anderen Anlässen, die mit dem Gem. Chor durchgeführt werden, haben die Sängerinnen Anrecht auf die gleichen Zuschüsse aus der Kasse des Männerchors wie dessen Mitglieder. Auf Initiative des damaligen Präsidenten, Ernst Tanner, wurden die Frauen ebenfalls an die Hauptversammlungen eingeladen.
Männerchor
Der Männerchor wurde 1849 gegründet.
Weltkriege
Der zweite Weltkrieg zieht sich wie ein roter Faden durch die Protokolle und zeigt auch Auswirkungen auf das Vereinsleben. 1939 wurde die Durchführung eines Familienabends beschlossen, denn: „Es wird das von uns begrüsst, denn es kann nur von Nutzen sein, wenn auch wir etwas zur Hebung der bedrohlich gesunkenen Lebensgeister unserer Mitglieder beitragen. Denn am 1. September ist ein Wiederausbruch eines allgemeinen, europäischen Krieges zu verzeichnen, der auch für unser kleines Land unabsehbare Folgen nach sich ziehen kann. Eine allgemeine Mobilisation zum Schutze unseres Vaterlandes ist durchgeführt. Etliche unserer Mitglieder stehen an der Grenze. Die Zukunft liegt düster vor uns. Aber noch sind wir nicht in den Krieg verwickelt. Also trotz allem den Kopf nicht hängen lassen.“
Die Mitgliederzahl von 28 Sängern an der HV von 1939 sank dann auch auf deren 18 im Jahre 1940. 1942 schrieb der Sekretär wieder über den Krieg und fügte an:“Aber als Beitrag und Belebung unserer Lebensgeister wird unser Vereinsleben aufrecht erhalten.“
Dann folgte im Jahre 1945 die grosse Erwartung und Erleichterung, die sich im Protokoll ausdrückt:“ Bieri Alfred regt eine Sängerreise nach Zermatt/Gornergrat an. In Anbetracht des in unmittelbarer Nähe heranrückenden Kriegsende sollten wir uns einen solchen Genuss wieder einmal gönnen.“
Am 29.12.1956 schrieb der Sekretär: „Wegen dem grossen Weltgeschehen in Ungarn konnten wir das Theater im November nicht durchführen.“
Bären-Chilbi
Ab 1953 tauchten Feste „nach altem Brauch „ wieder auf, wie es in der Chronik heisst. Diese Feste wurden bei gutem Wetter auf der Matte oberhalb des alten Bären oder bei schlechtem Wetter teilweise im Bären abgehalten. Nebst Chilbi-Betrieb mit Küchliwirtschaft, Glücksspielen, Flobertschiessen, Tombola gab es dazu immer eine besondere Attraktion: 1953 musste ein Bär erlegt werden, bevor die Chilbi begann, 1954 wurde ein Eier-Aufleset veranstaltet, 1957 fand ein Seifenkistenrennen statt, 1959 gab’s eine Kutschenfahrt mit einer alten Kutsche, die dem Männerchor von Hrn. von Fischer geschenkt wurde und schliesslich 1960 war die Bärenchilbi mit einer Tannenfuhre bereichert. Eine 22 Meter lange Tanne wurde bis nach Belp und zurück gefahren, begleitet von der Kutsche. Schliesslich wurde sie in Toffen versteigert und von den Gebr, Stettler, Sägerei Riggisberg, zum Preise von Fr. 320.- ersteigert.
Singen mit anderen Chören
Von 1939 bis 1951 war der Männerchor Toffen eng mit den Männerchören von Belp und Kehrsatz verbunden. Dies ist sicher nicht verwunderlich, gehörten Kehrsatz und Toffen doch zur Kirchgemeinde Belp. So wurde denn auch immer wieder an Ostern, am Bettag oder an Weihnachten nach gemeinsamen Proben in der Kirche Belp gesungen. Auf Anregung des Männerchors Kehrsatz wurde 1948 beschlossen, am Bettag weiter gemeinsam zu singen, das Oster- und Weihnachtssingen hingegen dem Kirchenchor zu überlassen. 1949 wurde vom Kirchgemeinderat Belp, Vertretern des Kirchenchors und Vertretern der drei Männerchöre offiziell beschlossen, dass das Singen in der Kirche von nun an abwechslungsweise auch vom Kirchenchor übernommen werde. In der Folge werden zwischen 1950 und 1963 immer wieder gemeinsame Singanlässe mit Belp und Kehrsatz am Bettag und auch wieder an Weihnachten erwähnt. 1953 traten die drei Chöre auch gemeinsam in der Kirche Belp zu Ehren der 600 Jahr-Feier „Bern im Bunde“ auf. Bei besonderer Gelegenheit traten die drei Chöre auch an Sängertagen auf.
Singen im Dorf und für das Dorf
Erwähnenswert sind sicher die Konzerte, meist verbunden mit einer Theaterdarbietung, Singsspiele, Bunte Abende und ab 1958 auch Predigtsingen in unserer Gemeinde. Konzerte in der Kirche Belp wurden oft mit einem anschliessenden Besuch des Spitals Belp zu Liedvortträgen der Kranken verbunden. Persönlichkeiten in unserem Dorf wurden früher mit einem Ständchen geehrt, so Hrn. von Fischer am 5. August 1952 anlässlich seiner Hochzeit oder Frl. Ferrier zu ihrer Pension als Lehrerin am 16. Sept. 1953. Dazu kamen die Ständchen für ehemalige Aktivsänger, die einen besonderen Geburtstag feierten. 1954 taucht ein Altleutesingen auf, wobei den Geladenen auch eine Heimfahrt mit dem Auto anerboten wurde. Nicht vergessen sind sicher vielen die 1.August.Darbietungen des Männerchors, wobei etwa auch der „Gemischte Chor“ auftreten konnte. 1952 findet sich folgender Eintrag: „An diesem 1. August 1952 wird erstmals den im 20. Altersjahr stehenden Töchtern und Söhnen der Bundesbrief ausgehändigt.“ Am 17. August 1963 trat der Männerchor nebst dem Tv Belp an der 50 Jahr -Feier des hiesigen Turnvereins mit Liedbeiträgen auf.
Singen auswärts
1953 sang der Männerchor für die Arbeiter in Oberaar. 1959 konnte unser Chor im Radio unter der Leitung von Dir. Liebi Aufnahmen zum Singspiel d’Wybermühli machen.
Sängertage/Amtssängertage
Sie aufzuzählen oder die Teilnahme Toffens zu zeigen, wäre lediglich eine Aneinanderreihung von Daten. Ich beschränke mich auf die in Toffen abgehaltenen Amtssängertage:
23. Juni 1963 Nach dem Bau der Turnhalle und des Singsaales stand einem Amtssängertag in Toffen nichts mehr im Weg. Auf dem oberen und unteren Pausenplatz standen Tische und Stühle für die grosse Sängerschar bereit. Das Konzert wurde im Singsaal durch einen von Willy Gerber, Oberlehrer, geleiteten Schülerchor eröffnet. Dann kam der eigens dafür wieder ins Leben gerufene Gemischte Chor Toffen an die Reihe mit dem Lied „Lerchengesang“ von Mendelssohn. Der Männerchor trug als Begrüssungslied das Lied „Sängerschwur (Volksweise) vor, anschliessend folgten die Konzerte der Chöre des Amtes Seftigen.
Wegen Regens mussten die Tische und Stühle in die Turnhalle und in einen Gang des Schulhauses gebracht werden, wo dann auch das Essen serviert wurde. Die Festkarte ( Mittagessen, Zvieri, Festabzeichen und Programm) kosteten einen damaligen Teilnehmer 10.70 Fr.
Das Nachmittagskonzert wurde durch den Gem. Chor Toffen mit den Liedern „Rosenzeit“ und „Daheim“ eröffnet. Unterstütz wurde dieser gelungene Anlasse durch unsere Musikgesellschaft.
Reisen
Reisen gaben und geben auch heute noch zu grossen Diskussionen Anlass. Mann und Frau wollen ja etwas Neues sehen und man erwartet schliesslich auch etwas. So auch unser Aktivmitglied Hans Glauser der anlässlich des Beschlusses, eine zweitägige Genuareise zu unternehmen, an der HV von 1954 meinte:“ Aber i möcht der Kommission ömu de o a ds’Härz lege, für gueti Menü z’sorge. Wenn i reise, so wott i o rächt ässe!
Reiseberichte oder oder Sänger als verkappte Dichter
Ernst Schönholzer versuchte sich im Jahre 1952 nach der Grimsel.Wallis-Reise als Dichter, indem er ins Protokollbuch eintrug:
Alle Wagen sind beladen
Denn die Fahrt soll weitergehn
Doch Frau Michel hat zu klagen
Denn ihr Mann ist nicht dabei
Hockt er auf dem Friedhof drüben
Oder hockt er auf dem Loch s’hätt doch genügend Berge
Ohne einen solchen noch
Lange glaubten wir mit Bangen
Die Saas-Fee habe ihn gefangen
Endlich taucht er auf nach langem
Mit hochrotem Kopf und Wangen
Und sein Frauchen fängt zu fauchen
Möcht ihn grad ins Wasser tauchen Ist im Grunde aber froh
Dass er no isch fürecho
Demissionen im Vorstand
Sie wurden nicht einfach hingenommen, vielmehr zwang man Rücktrittswillige zum Weitermachen oder übte soviel Druck aus, dass etliche ihr Amt weiter ausübten.Einige Müsterchen dazu:
1939 : „Der Schreibende hat in aller Form die Demission eingereicht und schlägt Alfred Bieri vor. Dem Gesuch wird nich Folge geleistet.“
1941: Präsident Michel wollte demissionieren und schlug Gottfried Künzi als Nachfolger vor. Dazu der Sekretär: „Er hat aber die Rechnung ohne den Wirt gemacht. Künzi wehrt sich und sagt, die Gründe Michels seien nicht stichhaltig, seine Bedenken seien wirklich nicht angebracht. Nachdem Vice-Präsident Bieri seinerseits noch ein paar gute Worte eingelegt, wird Michel trotz seines Sträubens einstimmig gewählt.
Hie und da gelang es einem Sänger doch tatsächlich, mit „plausibler“ Erklärung ein Amt von sich zu weisen, so 1949 , als Michel Fritz sen. vom Vorstand zur Wahl als Präsident vorgeschlagen wurde: „Dieser lehnte jedoch entschieden ab, mit der Begründung, dies dürfe einem Grossvater nicht mehr zugemutet werden.“
Proben
Die Proben des Männerchors haben ursprünglich im Schulhaus stattgefunden, die Hauptversammlungen im Restaurant Bahnhof. 1963 fand schliesslich die erste HV im Gasthof Bären statt und auch die Singproben scheinen ab diesem Jahr hier stattgefunden zu haben